Man bedenke, die Technik ist gut 45 Jahre alt und sie Funktioniert. Selbst
neue Autos haben Probleme mit der Synchronisierung des Getriebes.
Je nach Fahrstill verschleißen diese Teile halt mehr oder weniger. Was nicht
abschrecken soll, sich einen Schalter zu kaufen. Auch Automaten machen Probleme
und können eine teure Reparatur mit sich bringen.
Angefangen damit, dass das Getriebe ausgebaut werden muss. Wie bei allen Autos.
Das ist bei dem 928 nicht ganz einfach. Dazu muss die komplette Hinterachse
demontiert werden und da hängt einiges dran. Ohne Hebebühne und geeigneten
Getriebeheber kann man das ganze fast vergessen.
Vor einigen Tagen wollte mein Bruder mit mir ein Problem besprechen, welches er
mit seinen Mitarbeitern, in seiner Motorradwerkstatt hat. Wenn sie was
auseinander bauen und einige Wochen später wieder zusammensetzten sollen, weiß
keiner mehr welches Teil wo hingehört und alles zieht sich in die Länge wie ein
Kaugummi.
Seine Frage "Wie machst du das, dass du nach Monaten alles genau so wieder
zusammensetzten kannst wie es war?"
Das Zauberwort heißt "Fotodokumentation"
Alles was ich zerlege, wird von allen Seiten fotografiert. Egal was, es ist das
Erste, was ich mache.
Es gibt viele die dann sagen... " Ich brauch das nicht, ich kann das so " Ich
kann das auch ohne Fotos aber es erleichtert einem ungemein die Arbeit. Auch
beim zerlegen, wird immer mal wieder ein Bild gemacht.
Soviel dazu.
Zu Beginn werden die hinteren Räder demontiert, der Auspuff und die Bremssättel.
Die Bremssättel werden mit einem Gurt an der Karosse befestigt. Nun muss das Öl
aus dem Getriebe, dass macht es etwas leichter und erspart einem die Sauerei
beim zerlegen.
Der Bowdenzug, der Handbremse muss ab und der Stecker vom Getriebe. Dieser
befindet sich im Kofferraum.
Die ganze Achse ist mit insgesamt 8 Bolzen befestigt. 6 Stk. am Aluträger und
zwei an den Querlenkern. An dieser Stelle kommt wieder der Fotoapparat zum
Einsatz. Jede Schraube hat eine bestimmt Unterlegscheibe und diese muss dort
auch wieder hin. Ganz wichtig sind die Einstellungen der Exzenterbolzen von den
Querlenkern. Die Stabistangen müssen auch ab und es empfiehlt sich auch die
Stoßdämpfer auszubauen. Das macht es später etwas leichter bei absenken.
Bevor die Achse abgesenkt wird, muss die Transaxlewelle vom Getriebe getrennt
werden. Diese ist mit 6 Stk. M10 Bolzen am Getriebe befestigt. Die Klemmschelle
der Welle muss auch gelöst werden und ganz wichtig, nicht nur losen, sondern
auch den Bolzen raus drehen, weil sonst die Welle nicht aus der Verzahnung
rutscht. Nicht vergessen die Schaltstange zu demontieren.
Wenn alle Bolzen der Achse gelöst sind, kann Sie zusammen mit dem Getriebe
einige Zentimeter abgelassen werden. Dabei muss das Getriebe leicht nach hinten
gezogen werden, dass die Welle raus rutscht. Beim Ablassen muss drauf geachtet
werden, dass die Schaltstange nicht an der Transaxlewelle hängen bleibt. Darum
muss das Getriebe etwas zurückgezogen werden.
Fertig. Getriebe ist draußen.
Weiter geht es....
In den letzten Monaten habe ich einige 928 Getriebe demontiert und bei diesem
Getriebe ist mir aufgefallen, dass alle Schrauben der Achse erstaunlich leicht
zu lösen waren. Als wenn da mal einer dran war und sie im Anschluss nicht mehr
mit den vorgeschriebenen Drehmoment angezogen hat, sondern frei nach Schnauze.
Kann mich auch irren und die Schrauben haben sich über die Jahre gesetzt. Die
Manschetten der Antriebswellen wurden definitiv mal gemacht.
Getriebe ist draußen..... Der nächste Schritt ist das reinigen des Getriebes.
Dazu nehme ich immer einen Pinsel und Bremsenreiniger. Einsprühen, mit dem
Pinsel verreiben und den Dreck lösen. Anschließend einmal mit Bremsenreiniger
absprühen. Wenn alles gut gereinigt ist, können die Antriebswellen demontiert
werden. Jetzt ist das Getriebe nur noch an den beiden Getriebehaltern befestigt
und diese kommen jetzt auch ab. Das Getriebe kann jetzt aus dem Hinterachsträger
herausgenommen werden.
Der Getriebedeckel hat oben eine Entlüftung und aus dieser kommt auch, über die
Jahre, einiges an "Öl-Dampf ". Darum ist das Getriebe oben immer so dreckig.
Deckel auf und zum Vorschein kommt das Innere des Getriebes.
Auch hier gab es über die Jahre immer wieder einige Verbesserungen. Im Vergleich
zu dem Getriebe der ersten Generation, wurde hier eine zusätzliche Feder
montiert, die den Schalthebel immer auf dem Schaltweg des 4 & 5.ten Gang hält.
Beim einlegen des 2. oder 3. Gangs muss der Hebel leicht nach links gedrückt
werden. Bei der ersten Serie wackelt der Schalthebel immer zwischen diesen
beiden Schaltwegen hin und her und hat keine Spannung. Das gibt einem ein
besseres Gefühl beim schalten und man spür ehr auf welchem Schaltweg man sich
befindet. Im Deckel befindet sich ab Bj.82 auch eine zusätzlich Sperre für die
Schaltstangen.
Soviel dazu....
Wenn der Deckel ab ist, kann man schon einiges sehen.
Einige Defekte lassen sich erkennen und andere wiederum erahnen. Bei diesem
Getriebe ist der 5. Gang besonders auffällig, was eigentlich ungewöhnlich ist.
Auf dem Detailbild ist der 5. Gang zu sehen. Genau genommen, die Verzahnung für
die Schaltmuffe. Diese ist ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden. Grund
dafür ist eine defekte Synchronisierung des 5.Gangs. Das hatte ich anfangs gar
nicht so auf dem Schirm aber das liegt wohl daran, dass ich bei der Probefahrt
nicht bis in den 5. Gang gekommen bin. Die Zahnflanken sind alle angeschliffen
und es hat sich oberhalb ein kleiner Grad gebildet.
Die Zähne der Schaltmuffe, gleiten bei dem Schaltvorgang, in die Zähne des
Gangrades. Wenn der Synchronring das drehende Zahnrad nicht auf die gleiche
Drehgeschwindigkeit abbremsen kann wie die Schaltmuffe, kommt es an der
Verzahnung zu einer unangenehmen Berührung.
Nach dem alle Schaltstangen und Schaltgabel entfernt sind, bekommt man einen
guten Blick auf die Obere Welle und kann die Hauptteile in Betracht nehmen.
Wenn die Synchronringe neu, haben sie eine leicht matte Oberfläche. Mit den
Jahren der Abnutzung werden sie außen etwas blank.
Bei diesem Getriebe sehen sie auf dem ersten Blick recht gut aus. Ich habe
eigentlich was anderes erwartet. So schlecht wie sich das Getriebe schalten ließ,
müssten sie eigentlich ringsherum total glatt und abgeschliffen sein.
Wenn man jetzt die Schaltmuffe mit der linken Hand fest hält und mit der anderen
Hand die Eingangswelle dreht, kann man die Schaltmuffe in Richtung 5. Gang
schieben. Kurz vor der Verzahnung müsste der Synchronring eigentlich so stark
abbremsen, dass die Schaltmuffe sich nicht mehr halten lässt und in die
Verzahnung eingreifen kann. Das funktioniert hier leider nicht mehr und die
Zähne stoßen ungebremst aufeinander. Nur im 1. & 3. Gang funktionierte hier die
Synchronisierung. Eigentlich ist meistens der 1.- 2. und 3. Gang von diesem
Problem betroffen, weil sie die größte Belastung haben und am häufigsten benutzt
werden.
Da die Ringe noch so gut aussehen, vermute ich, dass da schon mal einer dran war
und die Ringe getauscht hat. In diesem Zuge wurde vielleicht auch die
Schaltmuffen des 1 und 5 gang getauscht, weil der 5.te ja jetzt total fertig ist
und der 1.te nicht.
Das ist halt das Problem, wenn man nur die Hälfte tauscht und die andere Hälft
drin lässt um Geld zu sparen. Einige kommen auch auf die Idee, gebrauchte
Schaltmuffen zu kaufen. Ist nicht wirklich zu empfehlen. Das wäre so, als wenn
ich mir ein paar gebrauchte Bremsbeläge einbaue, die noch 30% haben.
*
Wenn man schon dabei ist, am Getriebe was zu machen, ist es sinnvoll auch
gleich mal nach dem Differential zu schauen. Aber nicht nur den Deckel auf und
Hallo sagen sondern mal die Messuhr in die Hand nehmen und das Spiel zwischen
Tellerzahnrad und Kegelzahnrad messen.
Es gab damals zwei Hersteller die verbaut wurden. Der eine Hersteller gibt ein
Spiel von 0,15mm-0,20 mm an und der andere Hersteller ein Spiel von "glaube"
0,20-0,25mm. Das Spiel ist entscheidend für die Laufruhe des Differentials. Es
ist mit einem Elektroschreiber am Rad des Tellerzahnrades ins Metall geschrieben.
Bei diesem Getriebe war das Einbaumaß von 0,16mm und jetzt hat es nach gut
190tkm 0,20mm. Es ist aber noch Tip top und es braucht nicht neu eigestellt
werden. Wenn man jetzt die Lager tauschen muss oder die Abnutzung zu groß ist,
müsste man es neu einstellen. Ist etwas aufwendig aber machbar. Ein zu großes
Spiel macht sich bemerkbar durch "Rucken" bei Lastwechsel. Das "Rucken" wird
auch verstärkt durch verschlissene Gleichlaufgelenke der Antriebswellen.
Zum messen des Spiels wird die Hauptwelle (Kegelzahnrad) blockiert und das
Tellerzahnrad per Hand gedreht. Also immer ein kleines Stück hoch und runter,
bis zum Anschlag. Aber mit Gefühl.
Die "Hundezähne" ( Ringe ) vom 5.Gang sind etwas anders als von den anderen
Gängen.
Die Ringe von Gang 1-4 haben einen Kragen hinter der Zahnreihe und der Ring vom
5. Gang hat diesen Kragen nicht. Der Grund dafür macht sich bemerkbar, wenn
alles zusammengebaut wird. Dann passt die Eingangswelle samt Lager nicht mehr
ins Getriebe. Das Loch, für das Lager, ist ca. 90mm und der Ring mit Kragen ca.
92,5mm. Der Ring ohne Kragen ist irgendwas mit 89,5mm.
mmmmmmmöööööpppppp. Passt nicht. Man könnte ihn auch im Nachhinein aufsetzten
aber das ist vom Hersteller nicht so gedacht. Ich bekomme Das Teil so, wie es
jetzt ist, eh nicht ausgebaut, weil der kleine Grad jetzt hoch steht und der
Ganze Ring dadurch etwa 1mm zu groß ist. Ich muss den Grad erstmal weg schleifen
und dann kann das Teil ausgebaut werden.
Jetzt ist soweit alles draußen und die Hauptwelle ist zerlegt.
Beim Zerlegen ist drauf zu achten, dass alles der Reihe nach abgelegt wird.
Zwischendurch mal ein Bild kann nicht Schade. Dann sieht man wenigstens in
welche Richtung die Sperrbänder und die Sperrsteine gelegt werden. Beim ersten
und zweiten Gang könnte es da zu Verwechslung kommen.
Jetzt bekommt man einen perfekten Blick auf die Schaltmuffen und die Sperrbänder.
Jetzt kann ich mit Gewissheit sagen, dass da schon mal einer dran war und seine
Arbeit nicht besonders ordentlich gemacht hat. Es gibt 5 Synchronringe und alle
wurden mal erneuert und 2 sind noch soweit ok. Das kann man Optisch erkennen und
auch messen.
Wenn der Synchronring in seiner Fassung liegt ( in der Nut, der Hundezähne) ,
hat er ein Einbaumaß von 86mm +/- 0,24mm Also von 85,76mm- 86,24mm
In diesem Bereich MUSS der Synchronring sein, dass er ordentlich arbeiten kann.
Hier ist mal ein Bild von einem Verschlissenen Ring und einem neuen Ring.
Da die Hundezähne nicht neu sind, ist der Messbereich hier natürlich immer etwas
unter 86mm. Die Zähne nutzen sich natürlich auch auf der Unterseite des Zahns
etwas ab. Da dort der Synchronring immer etwas hin vor und zurück rutscht.
Jetzt kommen wir zu den Gegenspielern.
Die Schaltmuffe.
Sie wird gerne vernachlässigt.
1.aus Unwissenheit
2. aus Kostengründen.
Das Teil kostet fast 400 Euro und spielt aber eine sehr Große Rolle.
1. Sie wird benötigt um den Gang einzulegen
2. verhindert es, dass der Gang von alleine raus fällt und
3. ist der Gegenspieler des Synchronrings.
Die Schaltmuffe ist innen so geschliffen, dass der Synchronring automatisch zur
Mitte der Schaltmuffe rutscht. Somit fällt der Gang nicht einfach wieder raus.
Das funktioniert natürlich nur mit einer intakten Schaltmuffe.
Oben seht ihr eine neue Schaltmuffe und der Abstand der Zähne liegt bei ca.
84,90-85mm
Eine völlig verschlissene Schaltmuffe hat dann ca. 1mm !!!!!!! mehr. (Siehe Bild
unten mit 85,92)
Wenn man jetzt das Verhältnis von einem neuen Synchronring und einer neuen
Schaltmuffe, zu den verschlissenen Bauteilen nimmt, dann macht das im besten
Fall ca. 1,34mm aus. Zu unter 0mm bei den alten Teilen!!!! Das ist die
Verspannung der Bremswirkung.
Wenn ich jetzt nur die Ringe tausche und nicht die Schaltmuffen, habe ich ca.
85,9mm Außendurchmesser am Synchronring, weil die Hundezähne ja auch etwas
abgenutzt sind. Dazu eine gebrauchte Schaltmuffe, die immer zwischen 85,9 und
85,4 liegt. Je nach dem, welcher Gang viel benutzt wurde.
Dann ergibt das eine Verspannung von ca. 0mm- 0,5mm, je nach Gang!! Das ist
NICHTS und bringt nur Kurze Zeit etwas von dem gewünschten Erfolg!
So, nur so zur Info für euch. Sparen bringt da nix und alleine die Teile, für
eine Überholung der Synchronisation kosten bei 3 Ringen und zwei Muffen schon
gut. 1200 Euro und dann kommen noch etliche Dichtungen, Schrauben,
Wellendichtringe oder sogar die Lager hinzu. Da ist man schnell bei 1600 Euro
Materialeinsatz. Wenn schon mal was am Getriebe gemacht wurde, benötigt man beim
zweiten Anlauf sogar 3 Schaltmuffen und dann sind es schnell 2200 -2500 Euro für
Material.
Wer sich ein gebrauchtes Getriebe kaufen möchte, was nach Aussage des Verkäufers,
sich ganz toll schalten lässt und aus einem geschlachteten Auto kommt, was er
selbst nie gefahren ist (Wird er einem natürlich nicht sagen) ist das Getriebe
meistens auch in dem Zustand, dass es gemacht werden muss.
Ich habe damals mein eigenes Getriebe gemacht und mich über die hohen Kosten
der Dichtungen geärgert. Die 4 Dichtringe und 4 Wellendichtringe habe gut 140
Euro gekostet, was nicht wirklich wenig ist. Die Wellendichtringe sind von
unterschiedlichen, namenhaften Herstellern wie z.B. Goetze oder SKF aber Porsche
hat sich die Dichtungen speziell anfertigen lassen, mit einer relativ seltenen
Dichtlippe oder in nicht üblichen Abmessungen. Demzufolge hat Porsche sozusagen
das Monopol auf diese Dichtungen und verlangen bis zu 45 Euro für den
Wellendichtring der Getriebeeingangswelle. Ist natürlich nicht ohne.
Ich habe viel Zeit damit verbracht die originalen Wellendichtringe zu finden und
direkt zu bestellen aber nur mit mässigem Erfolg. Teilweise muss ich 500 Stk.
bestellen, dass überhaupt eine Produktion begonnen wird. Dennoch habe ich mir
von den meisten Dichtungen jetzt einen größeren Posten gekauft und sie mir als
Vorrat in den Schrank gelegt. Ist zwar erstmal eine etwas größere Investition
aber früher oder später macht es sich bezahlt. Alleine schon dann, wenn bei der
Montage mal eine Dichtung beschädigt wird, habe ich gleich Ersatz zur Hand.
TinoBerlin82